Fallstudie: Autokonzern in Schieflage (Teil 2)
Hintergrundinfos
Die Firmengeschichte der Q-Auto AG erstreckt sich bis ins Jahr 1886. Seit der Gründung sieht sich das Unternehmen als innovativer Technologieführer der Automobilbranche. Der Konzern produziert ausschließlich Premium-Fahrzeuge in nahezu allen Fahrzeugklassen, vom Kleinwagen (2-Sitzer) bis hin zur Großlimousine und Sport-SUV. In jüngsten Jahren ist diese Modellpalette um ein Vielfaches gewachsen.
Dabei hat sich der Konzern das Ziel gesetzt, Kunden zukünftig ein noch größeres Maß an Individualisierung von Fahrzeugen zu ermöglichen. Auch während der Finanzkrise waren die Absatzzahlen des Konzerns nahezu ungebrochen hoch. Der Wachstumsmotor des Unternehmens liegt bereits seit Jahren in den stark wachsenden Regionen in Asien und im Mittleren Osten. Das Unternehmen unterhält weltweit 19 Produktionsstätten verteilt über fünf Kontinente, jedoch mit starkem Fokus auf den deutschen Standorten als Produktionszentrum.
Konzernbereiche
Organisatorisch ist der Konzern in folgende Bereiche aufgeteilt: Produktion, Personal, Finanzen, Einkauf, Vertrieb, Entwicklung, Qualität. Die Abteilung für Qualität ist hierbei ein eigenständiges Ressort mit Qualitätsverantwortung für sämtliche wertschöpfenden Abteilungen. Über die Jahre hat sich das Unternehmen vielfach umorganisiert. Dabei wurde gerade der Entwicklungsabteilung ein hohes Maß an Autonomie zugesprochen um die Innovationsfähigkeit des Unternehmens agiler zu gestalten.
Investition in Qualitätsarbeit
Im Jahr 2006 kommt es wegen einer fehlerhaften Kabelisolierung im Kofferraum bei mehreren Kunden zu Bränden während der Fahrt bei ihren Limousinen Modellen. Schnell gerät der Fall in die Presse und löst eine Welle der Erschütterung bei Kunden des Unternehmens aus. In Folge dessen startet der Konzern die größte Rückrufaktion von Fahrzeugen in der Firmengeschichte, mit mehr als 450.000 betroffenen Kunden weltweit.
In qualitätsrelevanten Marktstudien und Pannenstatistiken schneidet die Marke bereits seit mehreren Jahren im Vergleich zu anderen Automobilherstellern unterdurchschnittlich ab. Als Konsequenz initiiert der Vorstand des Unternehmens im Jahr 2007 ein weitreichendes Qualitätsprogramm und erhöht diesbezüglich deutlich das Budget für Qualitätsarbeit. Die Mitarbeiterzahl in der Qualität wird sichtbar aufgestockt.
Die Q-Auto AG entwickelt noch immer einen Anteil ihrer benötigten Fahrzeugteile eigenständig und genießt dadurch hohe Flexibilität während der Fahrzeugentstehungsphase. Die europäischen Automobilzulieferer des Unternehmens haben indes mit schwierigen Marktbedingungen zu kämpfen. Die Zulieferer stehen zum einen unter wachsendem Kostendruck seitens der Konkurrenz aus Billiglohnländern und zum anderen unter starkem Preisdruck seitens der Automobilkonzerne aufgrund vom einbrechenden Absatz in Europa.
Fakten zur Branche
- Qualität wird in der Automobilindustrie immer wichtiger, sowohl kundenseitig als auch aus Sicht des Gesetzgebers in Form von stringenteren rechtlichen Anforderungen
- Automobilkonzerne haben ein immer größer werdendes Netzwerk von Zulieferern, dabei spielen diese zunehmend eine wichtigere Rolle in der Entwicklung von Fahrzeugkomponenten
- Anzahl an Komponenten je Fahrzeug wächst; zudem erleben Komponenten immer stärker werdende Vernetzung innerhalb des Fahrzeugs
- Stärkere Individualisierungsansprüche von Kunden an Fahrzeuge
- Automobilkonzerne werden künftig verstärkt Fahrzeug Plattformen/Baukästen entwickeln, um größere Synergiepotenziale zu erreichen
- Mehrheit der Qualitätsprobleme stammt nachweislich aus der Entwicklung, dazu gehören nicht nur Funktionsfehler (z.B. defekter Fensterheber), sondern auch „Schönheitsmakel“, die das Fahrerlebnis beeinträchtigen (z.B. Störgeräusche im Interieur)
Diese Case Study wurde zur Verfügung gestellt von Arthur D. Little.