Fallstudie: FC Chelsea - Lösungsweg für Modul 2: Teil 2
5. + 6. Transferausgaben und -einnahmen
Die Transferausgaben lassen sich z. B. folgendermaßen abschätzen:
- Ø Umschlag Spieler pro Saison × Ø Transfersumme pro Spieler
Der durchschnittliche Umschlag an Spielern ergibt sich aus der Division von Spielerkadergröße und durchschnittlicher Verweildauer der Spieler im Verein. Damit alle elf Positionen in einer Mannschaft jeweils zwei bis drei Mal besetzt sind, beträgt die Spielerkadergröße im Profifußball typischerweise 11 × ca. 2,5 = 27,5. Auf der anderen Seite liegt die Vertragslaufzeit heute typischerweise bei ca. 3 bis 5 Jahren. Da manche Spieler ihre Verträge verlängern, während andere vor Ende der Vertragslaufzeit den Verein verlassen, lässt sich eine durchschnittliche Verweildauer von ca. 4 Jahren schätzen. Für den durchschnittlichen Umschlag an Spielern erhält man somit 27,5 ÷ 4,0 = knapp 7,0.
Unter Annahme einer, im Falle von FC Chelsea verhältnismäßig hohen, durchschnittlichen Transfersumme von grob geschätzten 20,0 Millionen Euro pro Spieler ergeben sich Transferausgaben von ca. 7,0 × 20,0 Millionen Euro = 140,0 Millionen Euro pro Saison. Die Transfereinnahmen sind dagegen wesentlich geringer. Nimmt man an, dass bei der Fluktuation von 7 Spielern pro Jahr grob ca. ein Drittel den Verein gegen Zahlung einer Transfersumme verlässt (statt ablösefrei zu wechseln oder die Karriere zu beenden), und dass die durchschnittlichen Einnahmen pro Spieler dabei 50% der durchschnittlichen Ausgaben von 20,0 Millionen. Euro betragen, lassen sich insgesamt Transfereinnahmen von 2 × 10,0 Millionen Euro = ca. 20,0 Millionen Euro pro Saison abschätzen.
7. Spielergehälter
Die Spielergehälter kann man berechnen durch: Anzahl Spieler × Ø Gehalt pro Spieler
Wie oben abgeleitet kann man von ca. 28 Spielern im Kader ausgehen. Für das durchschnittliche Gehalt pro Spieler bietet sich ein Vergleich mit anderen Vereinen über öffentlich erhältliche Daten an. So erhalten die Spieler von Manchester United und Real Madrid laut einer Studie im Durchschnitt ein Gehalt von ca. 5,0 Millionen Euro pro Saison.
Zusätzliche Punktprämien und dergleichen sollen an dieser Stelle vereinfachend vernachlässigt werden, sodass sich Spielergehälter in Höhe von ca. 28 × 5,0 Millionen Euro = 140,0 Millionen Euro pro Saison ergeben.
8. Sonstige Ausgaben sowie Zwischenfazit
Auf eine Herleitung sonstiger Ausgaben (z. B. für Trainingsgelände, Reisekosten, Personal etc.) soll an dieser Stelle verzichtet werden. Geht man grob geschätzt von ca. 3,0 Millionen Euro pro Monat, also 36 Millionen Euro pro Saison aus, so ergibt sich folgendes Zwischenfazit:
- Unterdeckung der Ausgaben = Summe der Einnahmen - Summe der Ausgaben = 213,4 Millionen Euro - 316,0 Millionen Euro = –102,6 Mio. Euro (ganz in Einklang mit den eingangs erwähnten Investitionen von ca. 800 Millionen Euro in ca. acht Jahren)
Schritt 2: Entwicklung von ersten Lösungsansätzen für den FC Chelsea
Zur Entwicklung erster Lösungsansätze gilt es, aus obigem Zwischenfazit zunächst zwei grundsätzliche Handlungsalternativen abzuleiten:
Zum einen ist eine Erhöhung der Einnahmen denkbar; untersucht man jedoch die einzelnen Einnahmenquellen, so zeigt sich, dass mittelfristig nur in begrenztem Umfang nachhaltige Zusatzpotenziale bestehen. Dies legt zwangsläufig die zweite grundsätzliche Alternative nahe, nämlich die Ausgaben zu verringern; letztendlich erweist es sich als unerlässlich – unter Annahme unverändert erforderlicher Kadergröße –, geringere durchschnittliche Transfersummen und/oder geringere Spielergehälter zu zahlen, um eine Unterdeckung der Ausgaben zu vermeiden.
Ein solches Vorgehen hätte jedoch einen strategischen Zielkonflikt zur Folge. Zahlt der Verein geringere Transfersummen und/oder geringere Spielergehälter, können die besten Spieler nicht mehr für den Verein gewonnen bzw. im Verein gehalten werden. Ein Leistungsabfall wäre wahrscheinlich, verbunden mit einer verminderten Chance auf den erneuten Gewinn insbesondere der Champions League – es sei denn, die Financial Fairplay-Regelung wirkt am Ende auf alle Vereine in gleicher Weise disziplinierend, sodass sich den Fußballspielern keine Möglichkeit bietet, die Vereine gegeneinander auszuspielen.
Diese Case Study wurde von Oliver Wyman zur Verfügung gestellt
Staufenbiel Institut