Wirtschaftsinformatiker im IT-Consulting: In beiden Welten zu Hause – Teil 2
Anforderungen an IT-Consultants
Die aktuellen Trends ändern jedoch nicht die grundsätzlichen Anforderungen an IT-Consultants. „Als IT-Dienstleister mit einem breiten Themenspektrum benötigen wir überwiegend Generalisten. Diese findet man bei allen Typen von Informatikern – und nicht nur dort“, erklärt Iteratec-Geschäftsführer Eberhardt. Eine generalistische Ausbildung liegt nach seiner Ansicht auch im Sinne der Nachwuchs-Consultants: „Ein IT-Berater tut gut daran, sich nicht zu früh festzulegen. Damit bleibt er variabel und kann Projekte aus mehreren Bereichen übernehmen.“
Spezialwissen gehört dennoch dazu. „Für Berater ist es wichtig, eine gewisse Expertise zu haben, auch die Generalisten müssen sich mehr spezialisieren“, betont Sebastian Hallek von Detecon. Anders als noch vor einigen Jahren sei der Fokus auf ein bestimmtes Thema und eine bestimmte Branche besonders für Berater mit Berufserfahrung unverzichtbar. „Schließlich steigt mit der Seniorität auch der Preis eines Beraters. Und das erhöht die Anforderungen, die ein Klient an den Berater stellt“, so Hallek.
Die Ansprüche an die IT verändern sich. Sie soll künftig neue Geschäftsmodelle entwickeln. Iteratec-Geschäftsführer Eberhardt: „Bisher wurde die IT oft durch das Business getrieben, eine Eigeninitiative gab es wegen der starken Konzentration auf Kostensenkungen kaum. Das ändert sich allmählich.“
Zwischen IT und Business
Für diese neuen Aufgaben sind Wirtschaftsinformatiker aufgrund ihrer unterschiedlichen Schwerpunkte in der Ausbildung besonders gut vorbereitet, findet Klaus Eberhardt: „Sie betrachten Informatik nicht als Selbstzweck, sondern verstehen sich als Mittler zwischen IT und Business.“
Denn Übersetzungsprobleme zwischen IT und den Fachbereichen gibt es. Das bestätigt Sebastian Hallek aus der Beratungspraxis: „Berater mit einem Hintergrund als Wirtschaftsinformatiker eignen sich sehr gut als Mediator. Sie sind in beiden Welten zu Hause, sie kennen durch das Studium und die Arbeit als Berater beide Denk- und Arbeitsweisen.“
IT-Fachwissen und kommunikative Fähigkeiten sind dabei gleichermaßen wichtig. „Notwendig ist natürlich ein gutes theoretisches Fundament. Hinzu kommt eine ausgeprägte Lösungsorientierung. Die Lösung, die man erarbeitet, muss nicht wissenschaftlich perfekt, sondern für den Auftraggeber umsetzbar sein“, weiß Hallek. Klaus Eberhardt erwartet von Einsteigern deshalb nicht nur eine große Technikaffinität, sondern auch starke methodische Fähigkeiten, etwa im Prozessmanagement oder in der Weiterentwicklung von Unternehmensarchitekturen.
Theorie im Koffer
Die im Studium vermittelten Fach- und Methodenkenntnisse helfen, Methoden und Modelle zu erstellen, mit denen nach einem Abstimmungsprozess beide Seiten – also IT und Fachbereich – arbeiten können. „Man holt im übertragenen Sinne beide Seiten an einen Tisch. Und die Theorie und Methodik hat man in seinem persönlichen Instrumentenkoffer immer dabei“, so Hallek.
Ständig neue Herausforderungen, Teams und Aufgabenstellungen bedeuten eine steile Lernkurve. Das verlangt von den Consultants hohes Engagement. „Erfolgreich ist nur, wer eigeninitiativ ist. Besonders bei schwierigen Projekten ist auch mal Sitzfleisch gefragt“, bringt Sebastian Hallek es auf den Punkt.
Führen heißt: Vorbild sein
Für die weitere Karriere als IT-Consultant rät Eberhardt, Firma und Projekte nicht anhand möglicher Führungsaufgaben auszuwählen: „Gerade im Consulting steht die inhaltliche Arbeit im Vordergrund. Führen heißt immer auch: Vorbild sein. Zu frühe Führungsaufgaben können daran hindern, die fachliche Kompetenz nachhaltig auszubilden.“ Denn die beste Kompetenzschule ist immer noch die Praxis.
Der Karriere-Tipp des Iteratec-Geschäftsleiters: „Führen Sie möglichst früh eigene kleine Projekte durch und vertreten Sie die Ergebnisse gegenüber dem Auftraggeber. Das ist besser, als sich zu früh zum Wolkenschieben abkommandieren zu lassen und Folien für die Senior-Berater zu malen, wie es bei großen Beratungsunternehmen schon mal der Fall ist.“
Ina Oberhoff, Redaktion