Juristen freuen sich auf die Weiterbildung

Weiterbildung für Juristen – Was bieten Kanzleien ihren Associates?

Es geht nicht nur um Geld und prestigeträchtige Mandate. Jura-Absolventen sind bei der Jobwahl gute Weiterbildungsmöglichkeiten wichtiger. Was Kanzleien sich einfallen lassen, um ihre Associates zufriedenzustellen.

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Welche Kriterien sind Juristen bei der Wahl ihres Arbeitgebers wichtig? Wer jetzt denkt, den Anwälten ginge es nur um Geld und Prestige, irrt. Wie die Studie „Graduate Barometer Law Edition 2015“ des Berliner Trendence Instituts herausgefunden hat, entscheiden ganz andere Faktoren: attraktive Aufgaben, persönliche Entwicklungsmöglichkeiten und ein guter Führungsstil.

Das wollen die Absolventen

Was den Nachwuchsjuristen ebenfalls immer wichtiger wird, sind gute Aus- und Weiterbildungsangebote: Mehr als 90 Prozent der Befragten achten bei der Jobsuche darauf, welche Associate-Programme ein Arbeitgeber zu bieten hat. Zum Vergleich: Ein hohes Einstiegsgehalt ist nur für 68 Prozent ein entscheidendes Kriterium. Kein Wunder also, dass viele Kanzleien ihre Angebote für Associates ausgebaut haben.

Das bieten die Kanzleien

In der Studie JobTrends Deutschland 2015 hat Staufenbiel Institut Kanzleien befragt, welche Weiterbildungsmaßnahmen sie ihrem Nachwuchs bieten. Ganz oben auf der Liste steht der Fachanwaltstitel: Rund 97 Prozent fördern so ihre Juristen, schließlich sind Spezialisten mit besonderen Kenntnissen und Erfahrungen in einem Rechtsgebiet besonders gefragt. Neben der fachlichen Spezialisierung ist es für Kanzleien wichtig, dass ihre Anwälte wirtschaftliches Know-how mitbringen oder sich im Laufe ihrer Ausbildung aneignen. Das ist auch ein Grund dafür, warum einige Kanzleien ihren Associates einen LL.M. finanzieren oder sie an die Top-Business-Schools schicken.

Vorbildliche Kanzleien

2015 wurde Kapellmann und Partner vom Juve-Verlag als beste Kanzlei in der Kategorie "Aus- und Fortbildung" ausgezeichnet. Um die Soft Skills ihrer jungen Anwälte zu fördern, hat sie ihr Associate-Programm neu strukturiert. Unter dem Motto „Entwicklung²“ steht sowohl die juristische Weiterbildung als auch die persönliche Entwicklung im Vordergrund. Neben dem Training on the Job, in dem die Associates an der Seite ihrer Mentoren von Anfang an in engem Kontakt zu Mandanten stehen, besuchen sie Fachanwaltslehrgänge und Seminare – individuell auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten.

Zwei Mal im Jahr treffen sich die Associates beim Junganwaltsmeeting. Dort lernen sie zum Beispiel von den Partnern der Kanzlei oder von externen Dozenten Verhandlungsführung oder Kanzleimanagement. Christine Robben, seit 2012 Associate bei Kapellmann, hält diesen Teil ihrer Ausbildung für besonders wertvoll: „Das sind Dinge, die man an der Uni nicht lernt: Probleme, denen man sich als Berufseinsteiger stellen muss und bei denen man von den erfahreneren Kollegen viel lernen kann – etwa das Vorgehen bei der Akquise oder bei Mandantengesprächen.“ Die Anwältin schätzt die Mischung zwischen breit abgedeckten fachlichen Qualifikationen und der Vermittlung kanzleiinterner Erfahrung.

Wirtschaftliches Know-how an der Eliteuni

Auch das Weiterbildungsprogramm von Milbank genießt einen hervorragenden Ruf und wird laufend weiterentwickelt. Der besondere Clou: Die Associates dürfen in Harvard die Schulbank drücken. Sie besuchen auf dem Campus der Harvard University insgesamt vier Fortbildungen mit den Schwerpunkten Business, Finance und Management. Ziel ist es, ihre Rechtsexpertise mit unternehmerischem Know-how zu ergänzen. Und was den einen Harvard, ist den anderen die Universität St. Gallen: Freshfields und Hengeler Mueller schicken ihre Associates an die Schweizer Elitehochschule.

Gemeinsam ist beiden Ansätzen nicht nur der Besuch einer renommierten Hochschule. Vor allem der Fokus auf wirtschaftliche Inhalte spielt für Anwälte eine immer größere Rolle. Das schlägt sich auch in der Bezeichnung der Business-Kurse nieder: Einige Kanzleien bieten ihrem Nachwuchs inzwischen „Mini-MBAs“ an. Linklaters ermöglicht seinen Managing Associates sogar ein komplettes Executive MBA-Programm – Freistellung und finanzielle Unterstützung inklusive. Da zeigt sich, was den Kanzleien das wirtschaftliche Know-how ihrer Anwälte wert ist.

LL.M. – gerne auch im Ausland

Wer in einer wirtschaftsrechtlich orientierten Kanzlei Karriere machen will, kommt um den LL.M. kaum herum. Viele Kanzleien schätzen besonders Absolventen, die ihren Master of Laws im Ausland gemacht haben. Denn sie bringen nicht nur verhandlungssicheres Englisch, sondern häufig auch Kenntnisse im angelsächsischen Recht mit – und bei internationalen Transaktionen sind die Verträge oft ans „Common Law“ angelehnt. Die meisten Juristen machen ihren LL.M. bevor sie als Associates in einer Kanzlei anfangen – häufig nach dem ersten Staatsexamen. Es besteht jedoch auch die Möglichkeit, den Abschluss berufsbegleitend zu absolvieren. Einige Kanzleien unterstützen ihre Associates dabei aktiv durch Freistellung oder finanzielle Förderung.

Beliebte juristische Weiterbildung: der Fachanwalt

Rund ein Viertel aller Rechtsanwälte in Deutschland sind als Fachanwälte zugelassen. 22 unterschiedliche Fachanwaltschaften gibt es mittlerweile – vom Agrar- bis zum Verwaltungsrecht. Viele Mandanten machen ihre Entscheidung für oder gegen eine Kanzlei davon abhängig, wie spezialisiert die Anwälte in dem gewünschten Rechtsgebiet sind.

Der Fachanwalt ist kein akademischer, sondern ein praxisbezogener Titel. Es gibt einen theoretischen und einen praktischen Teil der Ausbildung: Nach 120 Stunden theoretischer Fortbildung in externen Fachanwaltskursen muss man zunächst in drei Klausuren nachweisen, dass man fit im jeweiligen Rechtsgebiet ist. Die nächste Hürde ist mit dem praktischen Teil zu nehmen. Innerhalb einer bestimmten Zeit muss der Anwalt eine vorgeschriebene Anzahl an Fällen bearbeitet haben. So muss etwa ein Anwärter für den Fachanwalt im Arbeitsrecht mindestens fünf Fälle aus dem Bereich des kollektiven Arbeitsrechts vorlegen. Insgesamt hat er 80 Fälle vorzuweisen, um den Fachanwaltstitel verliehen zu bekommen. Eine weitere Voraussetzung ist, dass man seit mindestens drei Jahren als Anwalt zugelassen ist. Die meisten Kanzleien unterstützen ihre Associates bei dieser Spezialisierung. Sie wissen schließlich, dass sie von dem zusätzlichen Know-how ihrer Anwälte profitieren werden.

Auch der Doktortitel ist gefragt

Bewerber mit Doktortitel sind bei den meisten Kanzleien gern gesehen. Einige sehen eine Promotion oder zumindest die Bereitschaft dazu sogar als Einstellungsvoraussetzung. Das kann aus Kanzleisicht zum einen Marketing-Gründe haben – ein promovierter Anwalt wird von manchen Mandanten für fachkundiger gehalten und macht mehr her. Zum anderen ist eine Promotion für Arbeitgeber nicht nur in fachlicher Hinsicht interessant, sondern lässt auf die Persönlichkeit schließen: Wer sich über einen längeren Zeitraum intensiv mit einem Thema beschäftigt hat, stellt seine analytischen Fähigkeiten unter Beweis und dokumentiert zugleich ein gewisses Maß an Organisationstalent und Durchhaltevermögen.

Wen wundert’s, dass viele Kanzleien ihre Associates bei der Promotion unterstützen. Diese Erfahrung hat auch Christine Robben gemacht. Sie selbst hatte ihre Promotion bereits weitgehend abgeschlossen, als sie zu Kapellmann kam. Manche ihrer Kollegen nutzen jedoch die Gelegenheit, berufsbegleitend zu promovieren: „Ich kenne einige, die das machen. Sie haben gemeinsam mit der Kanzlei individuelle Modelle gefunden und arbeiten mit reduzierter Stundenzahl. Wen wundert’s, dass viele Kanzleien ihre Associates bei der Promotion unterstützen. Diese Erfahrung hat auch Christine Robben gemacht. Sie selbst hatte den Doktortitel bereits in der Tasche, als sie zu Kapellmann kam. Manche ihrer Kollegen nutzen jedoch die Gelegenheit, berufsbegleitend zu promovieren: „Ich kenne einige, die das machen. Sie haben gemeinsam mit der Kanzlei individuelle Lösungen gefunden und arbeiten in Teilzeit. Am Schluss, in der heißen Phase, kann man sich auch freistellen lassen.“

Um die Doppelbelastung zu vermeiden, promovieren viele bereits nach dem ersten Staatsexamen. Man ist noch nah am Studium dran, das wissenschaftliche Arbeiten ist noch vertraut und der Kontakt zur Hochschule und zum potenziellen Doktorvater ist noch enger ist. Wer bereits weiß, auf welches Rechtsgebiet er sich spezialisieren möchte, kann sich durch die intensive Beschäftigung mit einem aktuellen Thema Expertise verschaffen und damit seine Einstellungschancen erhöhen.

Auslandserfahrung durch Secondments

Eine beliebte Abwechslung für Associates, die bereits seit ein paar Jahren in der Kanzlei sind, ist eine Entsendung ins Ausland. Ein solches Secondment kann entweder an einem anderen Kanzleistandort oder bei einem Mandanten stattfinden. In beiden Fällen sammeln die jungen Anwälte wertvolle Erfahrungen: Sie lernen ein Unternehmen von innen kennen und erhalten einen intensiven Einblick in die Mandatsarbeit oder sie knüpfen Kontakte zu neuen Kollegen. In internationalen Kanzleien werden Associates häufig ins Ausland entsandt. Doch auch ein Secondment an einem anderen Standort innerhalb Deutschlands kann lehrreich sein und neue Perspektiven eröffnen.

Secondments sind also nicht nur eine sehr attraktive Form der Weiterbildung, sondern bringen junge Anwälte wirklich weiter. Thomas Lynker, Partner bei Olswang, erklärt, warum:„Gerade die Secondments zu Mandanten sind ein nicht unwesentlicher Baustein in der Karriereplanung. Associates können so die andere Seite kennenlernen, erhalten einen intensiven Einblick in Mandantenbeziehungen und nehmen nicht zuletzt wichtiges Branchenwissen mit.“

Last but not least: Praxiserfahrung

Bei allen Fachausbildungen, Studiengängen oder Auslandsaufenthalten sollte ein wesentlicher Bestandteil der Ausbildung jedoch nicht zu kurz kommen: das Training on the Job. Für Lynker der wichtigste Bestandteil der Weiterbildung junger Juristen: „Durch den stetigen Austausch mit dem zuständigen Partner, durch seine konstruktive Kritik und das regelmäßige Besprechen von Fällen lernen Associates mehr als in jedem Seminar. Das ist jedoch kein Selbstläufer, sondern muss aktiv von der Kanzlei gefördert werden.“

Alles in allem bieten Kanzleien ihren Associates inzwischen einen bunten Strauß an Weiterbildungsmaßnahmen – von dem beide Seiten profitieren: Der juristische Nachwuchs erhält eine fundierte Ausbildung und viele Wahlmöglichkeiten, wie er sich spezialisieren möchte. Und die Kanzlei bekommt einen gut ausgebildeten, zufriedenen Mitarbeiter, der seinem Arbeitgeber lange erhalten bleibt.


Annette Kamps, Redakteurin

Syda Productions/shutterstock.com

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