Tiefpunkt im Studium: Warum Manuel die Uni nicht abgebrochen hat
Studium durchziehen: Ein Erfahrungsbericht von Manuel Fröhlich*
Die erste Verzweiflungswelle überkam mich direkt im ersten Semester. „Ist das wirklich das richtige für mich?“ hab ich mich ständig gefragt. Dabei hatte diese Panik eine Ursache, die sich durch einen Studienwechsel nicht gelöst hätte.
Ich wusste schon vor der Bewerbungsphase der Unis, was ich machen will: den Bachelor in Medienwirtschaft. Vorher habe ich mein Fachabi mit einer dualen Ausbildung zum Mediengestalter absolviert. Ich wollte in der Medienbranche bleiben, das war mir wichtig. Mein Bruder und mein Cousin studierten bereits das Fach an einer Privat-Uni, also bin ich auch dorthin gegangen.
Meine Panik
Doch schnell kam die Verzweiflung. Und zwar in der Form von Lernstress. Das war ich von meinem Fachabi nicht gewohnt, lernen musste ich dafür kaum.
Die Woche vor einer Klausur durchlernen, allein bei dem Gedanken wird mir schlecht. Und wenn ich den ganzen Tag Vorlesungen hatte, kann ich abends zu Hause nicht nochmal den Stoff aus den Vorlesungen durchgehen, dafür bin ich dann einfach viel zu erschöpft.
Und das sorgt bei mir für ein schlechtes Gefühl. Selbst wenn ich Klausuren gut bestanden habe, glaube ich immer noch, nicht genug getan zu haben. Als wäre ich nicht fleißig genug. Aber das bin ich: Ich stehe an meinen freien Tagen teilweise extra früh auf, damit ich mehr lernen kann. Dabei machen meine Professoren nicht mal so einen Wirbel um die Klausuren. Nein, ich war es, der so einen Stress gemacht hat. Es waren Frust und Ungewissheit, die mich auf den Gedanken des Studienabbruchs brachten. Und die wurden von mir selbst ausgelöst.
Meine Rettung
Was meinen Frust noch verstärkte, war dass viele meiner Kommilitonen schon im ersten Semester ihr Studium schmissen. Meine Lerngruppe bestand ursprünglich aus fünf Leuten. Heute sind wir nur noch zu zweit. Und mit diesen drei Leuten, die abgesprungen sind, habe ich mich richtig gut verstanden. Jetzt sind im ganzen Studiengang nur noch zwei Personen, zu denen ich einen guten Draht habe.
Und als unsere Professoren dann sagten, dass unser Jahrgang einer der besten seit langer Zeit war, krachte ich ins Tief. Denn ich wusste genau, dass ich nicht zu denen gehörte, die den hohen Durchschnitt unseres Jahrgangs ausmachten.
Als ich Ende des ersten Semesters verzweifelt war, hat mich vor allem eins aufgebaut: Mein Bruder und Cousin sagten mir, dass das erste Halbjahr gar nicht so wichtig sei. Dass es den meisten so erging wie mir. Das erste Halbjahr sei nur eine Art Test, den man bestehen müsse. Und sie hatten recht. Schon im ersten Semester sind viele abgesprungen. Den Stoff habe ich fast wieder vergessen.
Es waren also nicht meine Professoren oder Kommilitonen, die mir weitergeholfen haben. Sondern zwei enge Verwandte, die die gleiche Hürde bereits überwunden hatten. Dank ihnen habe ich mich mit neuer Motivation durchgekämpft und das erste Semester erfolgreich abgeschlossen. Der Übergang in das zweite Semester fiel mir dann auch gar nicht mehr so schwer.
Meine Zukunft
Ich will in der Medienbranche Fuß fassen, das ist mein Ziel. Deswegen auch Medienwirtschaft. Das Berufsfeld ist so breit gefächert, ich könnte mit meinem Bachelor in fast jeder Firma arbeiten. Eine meiner Professorinnen meinte vor kurzem noch, das wir mit unserem Abschluss keine Probleme haben sollten, einen Job in unserer Branche zu finden.
Über das Problem mit dem Lernen mache ich mir weiterhin Sorgen. Aber der Unterschied zwischen produktivem und unproduktivem Arbeiten, den erkenne ich mittlerweile schon früh. Mich zusammenzureißen fällt mir jetzt im zweiten Semester auch schon wesentlich leichter.
Außerdem hoffe ich, dass mein Vorwissen als Mediengestalter bald zur Geltung kommt. In nächster Zeit fangen bei uns die Praxisprojekte an – mit dem Schwerpunkt Film. Damit habe ich schon Erfahrungen gemacht, da kann ich dann glänzen. Als Note peile ich dafür auch eine 1,0 an.
Mein Tipp, wenn du in einer ähnlichen Situation bist: Mach dir klar, was du willst und was dich wirklich stört. Für mich war es – und ist es noch immer – das viele Lernen. Aber als Student musst du da meistens durch. Meine Frustration hat diesen Gedanken kaum durchgelassen und deswegen hätte ich das Studium fast abgebrochen. Ich bin froh, dass ich nicht einfach geschmissen habe und mich dann frage: "Studium abgebrochen - was nun?"
Ich bin wirklich erleichtert, dass ich es nicht getan habe. Denn inzwischen weiß ich, dass ich nicht nur bis zum Ende durchhalten muss, sondern auch, dass ich es will.
*Name von der Redaktion geändert
Erik Koch, Redaktion