Arbeiten beim Start-up: Geteilte Visionen statt klare Strukturen
Team-Lunch in der Büroküche, Kickerturnier nach Feierabend und jede Woche ein gemeinsames Freitags-Bierchen: Das könnte alles dazugehören, wenn du bei einem Start-up einsteigst. „Das Wir-Gefühl ist uns total wichtig“, sagt Björn Wind. Er ist seit Anfang des Jahres CEO bei dem 2014 gegründeten Start-up EventInc, einem Portal für Eventlocations. Vor seinem Start in Hamburg hat Björn bei verschiedenen Konzernen gearbeitet und kennt daher beide Arbeitswelten. „Im Wesentlichen liegen die Unterschiede in der Geschwindigkeit von Entscheidungsprozessen, der eigenen Identifikation mit der Unternehmensvision sowie dem Impact der eigenen Arbeit auf den Gesamterfolg des Unternehmens“, sagt er.
Start-up oder Konzern: Die Unterschiede
Worauf viele junge Unternehmen Wert legen: Wenn du bei einem Start-up einsteigst, solltest du dich mit dem Inhalt deiner Arbeit, mit den Produkten und Werten wirklich identifizieren können. Natürlich trifft das im Idealfall bei jedem Job zu – aber in einem internationalen Konzern fällt es weniger auf, wenn du hinter einigen Entscheidungen oder Geschäftsideen nicht hundertprozentig stehst. Im Start-up sollten alle Mitarbeiter auf ihr gemeinsames Ziel hinarbeiten, und sie sind unmittelbar daran beteiligt, ob dieses Ziel erreicht wird oder nicht.
„Bei uns weiß jeder Kollege, was welche Abteilung gerade macht – und wie sich das Geschäft entwickelt. Jeden Freitag informieren wir im Team-Meeting über Zahlen und Projekte, dann gibt jede Abteilung ein kurzes Update, was dort gerade ansteht.“ Jeder ist immer darüber informiert, was welcher Mitarbeiter gerade tut – in einem Konzern wäre das undenkbar. Genau wie die flachen Hierarchien und die Selbstverständlichkeit, mit dem Chef per Du zu sein.
Bewerbung beim Start-up: Was ist anders?
Große Unterschiede werden dir schon bei der Bewerbung begegnen: Während du dich bei großen Unternehmen wie zum Beispiel ThyssenKrupp oder der Deutschen Telekom durch standardisierte und hochprofessionelle Bewerbungsplattformen klickst, deine Dokumente hochlädst und es eine ganze Abteilung gibt, die sich um diesen Prozess kümmert, läuft es bei einem Start-up meist völlig anders.
„Bei uns ist es vor allem der personal Fit wichtig“, sagt Björn Wind. „Unser Team muss hundertprozentig zusammenpassen, deshalb ist unser Bewerbungsprozess eher personenbezogen als skillsbezogen.“ Für eine Stelle als Marketingpraktikant müssen Bewerber deshalb auch mal ihr Lieblingstier beschreiben anstatt ein klassisches Anschreiben zu schicken. „Wer sich an diese Aufgabe setzt, zeigt bereits Einsatz – und kopiert nicht einfach sein Standard-Anschreiben, das er an alle schickt. “
Wenn die Bewerbung gut ankommt, ruft ein Mitarbeiter gerne mal unvermittelt beim Bewerber an und überrascht ihn mit einigen Fragen. „So sehen wir, ob der Bewerber EventInc auch wirklich zuordnen kann und sich nicht wahllos irgendwo bewirbt. Ein kurzes persönliches Gespräch soll auch verhindern, dass Bewerber aufgrund klassischer hard-facts im CV voreilig aussortiert werden.“ Der Bewerbungsprozess in einem größeren Unternehmen ist dagegen meist klassisch strukturiert: Ihr vereinbart einen Gesprächstermin, vielleicht wirst du danach in eine zweite Runde eingeladen, es folgt möglicherweise ein Assessment-Center. Es gibt klare Abläufe, alles ist hochprofessionell geregelt – das gilt für den Bewerbungsprozess genau wie für die spätere Arbeit, wenn du den Job erst bekommen hast.
Arbeiten beim Start-up: Die Nachteile
Junges Team, schnelle Entscheidungswege, großes Wir-Gefühl: Das sind die Vorteile bei Start-ups. Doch genauso gibt es Nachteile – das weiß auch Björn Wind: „In einem Konzern muss man sich die Strukturen nicht selbst schaffen. Sie sind vorgegeben und das gibt den Mitarbeitern Halt. Einige Menschen brauchen das.“ Außerdem ist das Sicherheitsgefühl größer, bei sehr jungen Start-ups bleibt meist ein Restrisiko: Einige starten durch und etablieren sich am Markt – andere nicht.
Und auch beim Gehalt gelten anderen Maßstäbe: „Natürlich verdienen Einsteiger weniger, das lässt sich nicht wegdiskutieren“, sagt Björn Wind. „Gleichzeitig geht es auf der Karriereleiter auch schneller nach oben. So ist die Performance eines Einzelnen schneller sichtbar. Eine Beförderung ist nicht an das Senioritätsprinzip gekoppelt.“ Vor allem für junge Absolventen, die noch keine Familie ernähren oder ein Haus abbezahlen müssen, kann ein Job beim Start-up also eine gute Möglichkeit sein: Sie können sich ausprobieren, sich einbringen, eigene Ideen umsetzen – und auf schnelle Gehaltserhöhungen hoffen.
Dafür wird allerdings auch großer Einsatz verlangt: Die Arbeitszeiten bei Start-ups sind oft ziemlich flexibel. Wenn viel zu tun ist, solltest du nicht damit rechnen, jeden Tag nach genau acht Stunden deinen Rechner herunterzufahren. Es wird erwartet, dass das Team gemeinsam für die Vision kämpft – das passiert auch oft nach 17 Uhr.
Doch bei aller Abwägung von Vor- und Nachteilen muss das Unternehmen vor allem zu dir selbst passen. Das gilt beim Start-up noch mehr als bei einem Großkonzern: Denn nur wenn du deinen Arbeitgeber, deinen Job und die Kollegen wirklich magst, hast du auch Spaß an den gemeinsamen Kickerturnieren.
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