Risk Management
Im Bankgeschäft unterscheidet man zwischen verschiedenen Risiken. Zu den gängigsten gehören der der Ausfall von Krediten, das Schwanken der Marktpreise und operative Probleme: Systemausfälle oder -abstürze in der IT oder ungebührliches Verhalten von Mitarbeitern, etwa die Weitergabe interner Daten.
Alle Faktoren berücksichtigen
Für Kreditinstitute spielt auch das Risiko durch sich ändernde Wechselkurse oder Zinsen der Zentralbanken eine Rolle. Mit dem Eigenhandel der Institute und Beteiligungen an Unternehmen können zusätzliche Faktoren entstehen. Auch für Derivate wie Swaps und Optionen werden die Risiken eingestuft. Ebenso müssen wirtschaftliche und politische Ereignisse berücksichtigt werden, da sie den Markt beeinflussen.
Im Job werden verdeckte sowie bekannte Risiken werden ermittelt und in kreativer Vorarbeit in einen komplexen Gesamtzusammenhang gestellt. Um ein möglichst vollständiges Bild zu liefern, kooperiert das Risk Management/Risk Controlling eng mit anderen kontrollierenden Abteilungen des Hauses, etwa mit der IT oder dem Compliance. In dieser Zusammenarbeit wird auch der mögliche Eskalationsweg eines Risikos skizziert. Die verdeckten Risiken, die durch bisher unbekannte Wirkungszusammenhänge oder sich verändernde Korrelationen entstehen, sind hier besonders zu beachten.
Die Chance im Risiko
Bei der anschließenden quantitativen Analyse ist dann wieder finanzielles Know-how gefragt. Mathematische und stochastische Methoden zur Risikoanalyse muss der Risk Manager beherrschen, um das Chance-/Risiko-Verhältnis abzuwägen. Kann die Bank ein kleineres Risiko eingehen, weil der mögliche Gewinn weitaus lukrativer ist? Oder wäre ein Scheitern mit zu hohen Verlusten verbunden?
Am Ende des Prozesses ist der Risk Manager dafür verantwortlich, eine Empfehlung an die Führungsetage der Bank auszusprechen. So beeinflusst seine Arbeit den Kurs des Unternehmens maßgeblich. Selbstverständlich müssen hierbei auch Alternativen unter Berücksichtigung des Chancen-/Risiko-Verhältnisses bewertet und passende Instrumente unter Berücksichtigung deren Wirkung bestimmt werden.
Analytisch zum Erfolg
Der Reiz am Job eines Risk Managers liegt sicher in der Kombination der Herausforderungen. Um Risiken frühzeitig und sicher zu identifizieren, muss er quantitative Analysemethoden sicher einsetzen können. Es ist dafür unerlässlich, ein tiefgehendes Verständnis für mathematische und statistische Verfahren zu haben und komplexe Wechselwirkungen analysieren zu können.
Das Risikobewusstsein bei Banken und Versicherungen hat sich in den letzten Jahren durch die Finanzkrise wieder deutlich verstärkt. Das Managen von Risiken wird immer mehr zum Erfolgsfaktor für Banken und Finanzdienstleister. Experten schätzen daher, dass die Nachfrage nach qualifizierten Risk Managern steigen wird.
Qualifikationen
Bei Bewerbern für eine Position im Bereich Risk Management halten die Unternehmen nach Kandidaten Ausschau, die mathematische und programmiertechnische Fähigkeiten sowie ein Faible für komplexe wirtschaftliche Zusammenhänge mitbringen. Programme zur Kalkulation von Tabellen sind ein täglich genutztes Werkszeug im Job, außerdem müssen potentielle Mitarbeiter die zahlreichen Quellen zu den aktuellen Finanzmarktdaten und den bankeigenen Handelssystemen überschauen und bewerten können.
Neben diesen fachlichen Fähigkeiten zählen vor allem kreative Energie und die Fähigkeit zum abstrahierenden Denken, um kein Risiko zu übersehen. Soft Skills sind insofern sinnvoll, als dass der Risk Manager häufig mit anderen Abteilungen der Bank zu tun hat, deren Risiken er analysieren und einschätzen muss. Und wenn er es dann schafft, der Führungsetage eine konkrete und vernünftige Handlungsempfehlung auszusprechen, hat die Bank gleich einen Haufen Sorgen weniger.
Matthias Gramann, Redaktion