Medizintechnik: Technik bis der Arzt kommt
Genau wie die Pharmaindustrie profitiert auch die Medizintechnik von der gestiegenen Lebenserwartung. Je älter die Menschen werden, desto größer der Bedarf an pharmazeutischen Produkten und hochmodernen medizinischen Geräten - wie zum Beispiel Herz- und Ohr-Implantate. Zusätzlich sind die Patienten auch immer mehr bereit, in ihre Gesundheit zu investieren.
Daher ist die Medizintechnik weniger von konjunkturellen Bedingungen abhängig als viele andere Branchen. Krisen können ihr somit weniger anhaben und die Jobs gelten als innovativ, wachstumsstark und zukunftsträchtig. Unternehmen der Branche beschäftigen laut dem „Branchenbericht Medizintechnologien 2017“ des Bundesverbands Medizintechnologie (BVMed) in Deutschland über 210.000 Mitarbeiter in über 12.550 Unternehmen. Vor fünf Jahren waren es noch 175.000 Mitarbeiter.
Qualifizierter Nachwuchs gesucht
Naturwissenschaftler haben in der Medizintechnik gute Karrierechancen. Vor allem für diejenigen, die kein Blut sehen können, aber trotzdem am medizinischen Fortschritt beteiligt sein wollen, ist der Einstieg bei einem Hersteller für medizinische Produkte und Dienstleistungen eine gute Möglichkeit. „Die Medizintechnik ist die ideale Heimat für Fachleute verschiedenster Disziplinen“, sagt Tobias Weiler, Leiter des Fachverbandes Medizintechnik beim deutschen Industrieverband für optische, medizinische und mechatronische Technologien (Spectaris).
Nicht nur Medizintechniker und Ingenieure können hier Fuß fassen, auch Naturwissenschaftler mit Interesse an technischen Fragestellungen sind gefragt. Qualifizierter Nachwuchs wird vor allem für die Forschung und Entwicklung, die Industrie, den Kundendienst, als Ansprechpartner für Ärzte und Pflegepersonal oder den Vertrieb gesucht. Gute Chancen haben Experten die fit sind in den Grundlagen der Optik, der Mechanik und der Elektronik.
Vor allem Physik-Absolventen haben in der hoch innovativen Branche der Medizintechnik beste Karrieremöglichkeiten. Ob bei der Krankenhaustechnik, der Entwicklung medizinischer Geräte oder der bildgebenden Diagnostik – im Krankenhaus arbeiten Physiker zum Beispiel in der Strahlentherapie und sind somit direkt an der Behandlung von Tumorpatienten beteiligt. Sie berechnen die Strahlendosis mit Werten aus dem Computertomografen – im Fachjargon als physikalische Bestrahlungsplanung bezeichnet.
Von der Technik zum Vertrieb
Auch im medizinischen Vertrieb können Naturwissenschaftler Fuß fassen. Hier sollten sie technisches Verständnis mit naturwissenschaftlichem Fachwissen verknüpfen können. Sowohl im Innen- als auch im Außendienst kommt es darauf an, die technischen Eigenschaften der Produkte zu verstehen, sich schnell in Gerätefunktionen und -bedienung einzuarbeiten und in der Lage zu sein, dem Kunden diese Kenntnisse zu vermitteln. Auch hier warten spannende Aufgaben und immer neue Herausforderungen auf Berufseinsteiger mit naturwissenschaftlichem Hintergrund.
Einstieg und Gehalt
Als Absolvent eines naturwissenschaftlichen Studiengangs ist interdisziplinäres Wissen entscheidend. Wer sich während seines Studiums mit technischen Fragen oder der Entwicklung von Software beschäftigt, ist auf einem guten Weg.
An einigen Unis und FHs gibt es auch einen eigenständigen Studiengang Medizintechnik - zum Beispiel an der Uni Duisburg-Essen und der Hochschule Mannheim als Bachelor of Science und an der FH Jena als Bachelor of Engineering. Das Studium umfasst eine ingenieurswissenschaftliche Ausbildung, wo Kenntnisse der Medizin-Elektronik und der Elektrotechnik vermittelt werden. Labor-Analyse-Messtechniken bringen den Studenten die Praxis dann näher. Es müssen aber auch Module aller drei Naturwissenschaften - Biologie, Chemie und Physik - belegt werden.
Nach dem Abschluss folgt der Direkteinstieg in einem Unternehmen - zum Beispiel bei Brunel oder Ferchau Engineering.
Das Einstiegsgehalt für Naturwissenschaftler in der Medizintechnik liegt laut Gehalt.de zwischen 43.612 Euro und 58.433 Euro im Jahr.
Staufenbiel Institut