Rechtsabteilung von Unternehmen
Der Anwaltsmarkt ist umkämpft, der Staatsdienst nicht jedermanns Sache: Für Nachwuchsjuristen stellt die Wirtschaft bei der Jobsuche eine interessante Alternative dar. Abseits der klassischen Einstiegswege bietet sie oft unvermutet spannende Perspektiven. Die Rechtsabteilung eines Unternehmens ist ein klassisches Arbeitsfeld für Juristen. Sie unterstützen die Geschäftsleitung bei der Lösung verschiedener Rechtsfragen wie der Beratung bei Firmenübernahmen, dem Prüfen von Verträgen oder markenrechtlichen Fragestellungen.
Unternehmensjuristen sollten sich spezialisieren
Je nach Größe und Ausrichtung des Unternehmens unterscheiden sich auch die Anforderungen an die Juristen. Bei Banken beschäftigen sie sich beispielsweise mit der Finanzierung von Fusionen und Unternehmensübernahmen, teilweise aber auch - wie am Beispiel der Deutschen Bank zuletzt deutlich wurde - mit Strafzahlungen und Entschädigungen, die das Unternehmen leisten muss. Auch Versicherungen beschäftigen Juristen in ihren Rechtsabteilungen. Dort erstellen sie Vertragsmuster, vertreten die Versicherung bei Rechtsstreitigkeiten oder erstellen Gutachten.
Während Juristen in einer Bank versiert im Kapitalmarktrecht sein sollten, suchen Pharma-Unternehmen Spezialisten im Arzneimittelrecht. Wer in der Rechtsabteilung eines Medienunternehmens arbeiten möchte, sollte sich dagegen auf Presse- und Medienrecht fokussieren.
Inhouse-Juristen haben viel zu tun
Unabdingbar sind (betriebs-)wirtschaftliche Zusatzkenntnisse, die etwa durch ein Aufbaustudium an einer Law and Business School erworben werden können. Angesichts immer neuer gesetzlicher Vorgaben kann sich ein Inhouse-Jurist nicht über zu wenig Arbeit beklagen. Die Anforderungen sind hoch. Der Unternehmensjurist ist Vertrauensperson, Berater, Verhandler und interner Dienstleister in einer Person.
Auch im Personalwesen – eigentlich einem klassischen Arbeitsfeld für Betriebswirte – werden Juristen eingesetzt. Gefragt ist, wer bei der Bewerberauswahl oder bei Personalentwicklungskonzepten psychologisches Einfühlungsvermögen mitbringt und zusätzlich fit im Arbeitsrecht ist. Neben der fachlichen Kompetenz sollten Bewerber über ausgeprägte soziale Kompetenz verfügen, um effizient beraten, verhandeln und überzeugen zu können. Sie müssen unternehmerische Entscheidungen treffen, fungieren als Schnittstelle zwischen internen Fachabteilungen und externen Beratern und stehen in Kontakt mit Gesellschaftern und der Geschäftsleitung.
Jobchancen und Gehalt
So verlockend die Arbeit als Syndikusanwalt auch klingen mag, sollten Juristen folgendes im Blick haben: Zwar benötigen Unternehmen Nachwuchsjuristen, allerdings lange nicht so viele wie Kanzleien. Oft besetzen Unternehmen besetzen eine Juristenstelle nur neu, wenn durch einen Weggang eine Lücke entsteht.
Auch das Gehalt von Unternehmensjuristen ist meist niedriger als das ihrer Kanzleikollegen und hängt stark von der Branche ab: Syndizi in der Automobilindustrie können mit durchschnittlich gut 50.000 Euro im Jahr das höchste Einstiegsgehalt erwarten. Nur knapp dahinter folgen Anwälte, die in der Rechtsabteilung eines Chemieunternehmens oder einer Bank arbeiten (Quelle: gehalt.de). Das niedrigere Gehalt wird jedoch durch die Work-Life-Balance ausgeglichen: Zwar gibt es auch in Unternehmen stressige Zeiten, in denen Überstunden gemacht werden müssen. Mit einer 50- bis 60-Stunden-Woche, die in vielen Kanzleien gang und gäbe ist, müssen Unternehmensjuristen jedoch nicht regelmäßig rechnen.