Privatkundengeschäft: Individuelle Lösungen finden
Eine andere Art von Kundenkontakt als bei der Betreuung von Firmen und Unternehmen gibt es im Retail Banking. Wer in einer Bankfiliale arbeitet, hat die Verantwortung für viele Kunden und befindet sich ständig im direkten Kontakt mit ihnen.
Im Retail Banking bieten Banken und Sparkassen ihren Privatkunden standardisierte Leistungen an. Das Girokonto zählt ebenso dazu wie Bausparverträge oder Investmentfonds. Auch die Vergabe von Kleinkrediten fällt in diesen Bereich. Es ist damit das Otto Normalverbraucher-Pendant zum Wealth Management. Doch nur weil hier nicht mit dem ganz großen Geld jongliert wird, ist Retail Banking keineswegs ein anspruchsloses Berufsfeld.
Neue Kunden, alte Kunden
Die Gewinnung von Neukunden und das Beraten von Bestandskunden – individuell und ergebnisorientiert – gehört in jedem Fall zum Tätigkeitsfeld eines Privatkundenbetreuers. Ausgeprägte Kunden- und Dienstleistungsorientierung sowie eine Vertriebsaffinität sollte man sich schnell erarbeiten können. Die Banken sehen gerne, wenn Bewerber durch Praktika diese Skills schon während des Studiums trainiert haben. Mit kundenorientierter Beratungs- und Servicequalität übernimmt der Retail Banker Verantwortung für die Entwicklung individueller bedarfsorientierter, ganzheitlicher Lösungen seines Kundenportfolios. Er füllt dabei die Schnittstellenfunktion zwischen Kunde und den Fachabteilungen der Bank aus.
Klassischer Einstieg
Der klassische Einstiegsweg geht nach wie vor über ein Trainee-Programm. Im Gegensatz zu früher sind diese Programme jedoch gekürzt und gestrafft worden und führen Trainees zielgerichteter an ihre Aufgaben im Retail Banking heran. Dauerten viele Programme früher bis zu zwei Jahre, sind heute zwölf- bis 15-monatige Trainee-Ausbildungen die Regel. Praktisch alle Großbanken bieten für ihren Privatkundenbereich spezielle Trainee-Programme an, teilweise als kombiniertes Trainee-Programm für Privat- und Firmenkunden. Ein Studium mit wirtschaftlichem Schwerpunkt ist hier obligatorisch.
Direktes Feedback
Als Bewerber für ein Trainee-Programm im Bereich Privatkunden sollte man Freude am Umgang mit und der Beratung von Kunden haben. Analysefähigkeit zählt hier ebenso wie Praxiserfahrung und Vertriebstalent. Praxiserfahrung und Vertriebstalent bedeuten in diesem Zusammenhang: überdurchschnittliche Kommunikationsstärke und Kontaktfreude, die Bewerber im und neben dem Studium sowie in kundenorientierten Praktika bei einer Bank oder einem Finanzdienstleister erworben haben. Analysefähigkeit heißt, dass man schnell Informationen aufnehmen, verarbeiten und daraus Handlungskonzepte entwerfen kann, etwa Kundenbedarfsanalysen erstellen und die Entwicklung von Verkaufsstrategien vorantreiben.Der nicht zu unterschätzende Vorteil ist: Als Retail Banker bekommt man das unmittelbare Feedback der Kunden. So lässt sich optimal einschätzen, welche Produkte und Lösungen ihren Bedürfnissen am ehesten gerecht werden. Daher eignen sich Retail Banker langfristig gut als Produktentwickler und -manager. Für Business-Analysen und die Bereitstellung zeitgemäßer Dienste im Online- und Mobile-Banking sind ihre Erfahrungen mit Kunden und internen Abläufen unverzichtbar.
Vertrauensperson sein
Wer sich für eine Karriere im Retail Banking interessiert, sollte neben überzeugenden fachlichen Fähigkeiten vor allem bereit sein, sich auf die individuellen Wünsche der Kunden einstellen zu können. Denn im People’s Business ist der Banker auch immer Relationship Manager und somit eine Vertrauensperson, zentral für die Bindung und Neugewinnung von Kunden.
Bei erfolgreicher Tätigkeit kann es für finanzaffine Absolventen relativ schnell einen Aufstieg zu verzeichnen geben, etwa zum Regionalleiter mit Personalverantwortung. Allerdings: Erfolg lässt sich im Retail Banking ebenso gut und schnell nachweisen wie Misserfolg. Praxiserfahrung und -kompetenz sind also unbedingt notwendig, denn nur theoretisches Können macht keinen Privatkunden glücklich.
Matthias Gramann, Redaktion