Wie Digitalisierung das Inhouse Consulting verändert
Die Digitalisierung ist ein zentrales Thema unserer Zeit – und sie verändert alle Lebensbereiche. Bei Unternehmen ändert sich vor allem die Art und Weise, wie sie produzieren, sich organisieren und wie sie kommunizieren. Dabei ist Digitalisierung kein rein technisches Thema, sondern beeinflusst ganz erheblich Management und Mitarbeiter, denn diese müssen sie umsetzten und leben. Was genau bedeutet das für das Inhouse Consulting großer deutscher Unternehmen, wie sind sie davon betroffen und wie gehen sie damit um?
Dass die Digitalisierung einen umfassenden Einfluss auf ein Unternehmen als solches hat, zeigt sich bei Commerz Business Consulting als Vertreter des Finanzwesens. Zunächst sieht man dort die Herausforderungen: Digitalisierung sei mehr als nur IT, heißt es im Unternehmen. Schließlich gehe es um Marktordnung, Geschäftsmodelle, um Unternehmenskultur, die parallel zu den sich ständig weiterentwickelten Technologien und neuen Marktteilnehmern entstehen. Es gehe auch um Geschwindigkeit bei Innovationen, bei Entwicklung und Umsetzung sowie Flexibilität.
Für Konzerne ist die Geschwindigkeit lebensnotwendig, um ein relevanter Player im Markt zu bleiben. Deshalb müssen sich Unternehmen diesem neuen Tempo anpassen, neue Arten der Zusammenarbeit etablieren und den Kunden noch stärker fokussieren.
Neue Unternehmenskultur
Demgegenüber werden aber auch klare Chancen erkannt. Zum Beispiel darin, Vorreiter zu sein: Wenn es darum geht, starre Denkmuster zu überwinden und agile, interdisziplinäre Projektteams zu etablieren, die offen für externe Impulse sind. Dazu kommt der Aspekt, Innovationen und Ideen bis zum Go Live zu treiben, nach dem Motto: „Eine Idee ohne Umsetzung ist nichts wert“.
Für die Unternehmenskultur bedeutet das, eine „Lernende Organisation“ zu sein: Neue Denkmuster, Methodiken und Mindsets in Projekte zu tragen und damit in die gesamte Bank. Vor allem, wenn es um Entwicklung und Umsetzung digitaler Geschäftsmodelle, Wertschöpfungsketten und neue Partnerschaften geht. Das wirkt sich stark auf das Anforderungsprofil der Mitarbeiter aus. Britta Gayko, geschäftsführende Partnerin bei Commerz Business Consulting, sagt: „ Es braucht in der Tat neue Mitarbeitertypen. Leistungsstarke Mitarbeiter werden sich ihr Unternehmen aussuchen können: Arbeiten, weil sie wollen und dort, wo sie wollen. Wir wollen digital affine Mitarbeiter für uns zu gewinnen und nachhaltig für die Commerzbank zu begeistern.“
Steffen Graf, ebenfalls geschäftsführender Partner, findet es interessant, wie Neueinsteiger klassische Aspekte wie Gehalt und Karriere bewerten: „Geld und Karriere allein zählen nicht mehr, sondern Sinn der Arbeit, die Attraktivität der Rolle. Wir brauchen und wollen den Skill-Mix. Also klassische Beraterprofile und zusätzliche Skills wie IT-Affinität und -Verständnis, Erfahrung in Customer Experiences sowie Interesse an Design. Methoden kann und muss man stetig lernen, entscheidend ist aber der cultural fit“.
Herausforderungen auch im Recruiting
Auch bei Volkswagen ist das Thema im Inhouse Consulting von großer Bedeutung. „Wir treiben Zukunftsthemen voran, dazu zählt auch die Digitalisierung. Unsere Berater mit unterschiedlichen Kompetenzhintergründen unterstützen die verschiedenen Fachbereiche von Volkswagen“, erklärt Dr. Sania de Miroschedji, Leiter von Volkswagen Consulting. „Das reicht von der Entwicklung bis zum Aftersales. Im Bereich Digitalisierung haben wir zum Beispiel Konzepte für das Connected Car miterarbeitet und globale Zukunftsstrategien für den Handel konzipiert. Da sich Kunden immer seltener im Autohaus über Produkteigenschaften von Fahrzeugen informieren, haben wir reale und digitale Kunden-Kontaktpunkte identifiziert, die jetzt sukzessiv miteinander vernetzt werden.“
Für die Deutsche Bahn wiederum stellt sich das Thema vor allem aus der Recruting-Perspektive dar. Dazu sagt Ulrike Laube, Practice-Leiterin bei DB Management Consulting: „Die Chancen der Digitalisierung liegen für uns im Beratungsgeschäft, die Herausforderungen vor allem im Recruiting. Als Inhouse-Berater entwickeln und pilotieren wir konzernweit neue, digitale Geschäftsmodelle für die DB. Damit verknüpft ist der Aufbau von Data Analytics-Kompetenz im gesamten Unternehmen.“
Dafür reicht es nicht mehr aus, ein guter „klassischer“ Unternehmensberater zu sein. „Wir suchen Leute mit Start-up- und E-Commerce-Erfahrung, die mit agilen Methoden wie Scrum und Design Thinking arbeiten und wie Unternehmensgründer denken.“
Digitale Consulting-Talente gesucht
Einen besonderen Stellenwert hat die Digitalisierung auch für die Eon Inhouse Consulting. Managing Director Dr. Nanna Rapp stellt die strategische Bedeutung einer digitalen Energiewelt heraus: „Die Energieindustrie steht vor tiefgreifenden Veränderungen, die auch durch die Digitalisierung maßgeblich beeinflusst werden. Um die Chancen neuer Technologien und Produkte wie intelligenter Netze, virtueller Kraftwerke und der E-Mobilität zu nutzen, muss Eon sich auch hier neu positionieren“, sagt sie.
Eon Inhouse Consulting will diesen Prozess begleiten: „Wir gestalten zusammen mit dem Top-Management die Energiewende mit strategischen Projekten in der Entwicklung neuer Kundenlösungen. Diese haben in der Praxis immer eine digitale Komponente. Ganz deutlich wird das beispielsweise bei Smart-Home-Angeboten für unsere Kunden.“ Und hier bieten sich Chancen für Nachwuchskräfte: „Dementsprechend suchen wir Talente aus unterschiedlichen Fachrichtungen mit Interesse an digitalen Themen, die sich in einer innovativen und schnell verändernden Umgebung wohlfühlen.“
Clemens Wesely, Gastautor