Coach Felix Thönnessen: So findest du den Job, der wirklich zu dir passt
Felix, beginnen wir mit einem Negativbeispiel. Was machen viele Bewerber aus deiner Sicht falsch?
Sie bewerben sich auf jegliche Art von Jobs. Viele Bewerber setzen keinen klaren Fokus und wissen selbst nicht, in welche Richtung sie wollen. Das ist, als würden sie eine große Gießkanne benutzen und trotzdem hoffen, dass sie genau den Job finden, der perfekt zu ihnen passt.
Wie erkennt man denn, wohin man möchte? Vor allem am Anfang der Karriere?
Vielleicht klingt das im ersten Moment komisch: Aber oft hilft es, wirklich aufzumalen, wohin der Weg gehen könnte. Sehe ich mich alleine oder im Team? Arbeite ich in einer Kreativagentur oder als Abteilungsleiter in einem großen Unternehmen? Natürlich helfen dabei Erfahrungen, die man in Praktika gesammelt hat – so lernt man sehr viel über sich selbst. Gut ist es auch, nach dem Abschluss kurz aus dem Hamsterrad von Schule, Uni und Bewerbungsphase auszubrechen. Eine Woche nach Holland ans Meer fahren und überlegen: Wie soll mein Weg jetzt weitergehen? Man sollte sich Zeit für die Vorbereitung der Bewerbung nehmen, sonst verschwendet man sie später im falschen Job.
Und wie helfen diese Erkenntnisse in konkreten Bewerbungssituationen oder einem Gespräch auf einer Karrieremesse?
Ein guter Personaler nimmt sofort wahr, wenn ein Bewerber weiß, dass er genau zu diesem Arbeitgeber will und die offene Stelle perfekt zu ihm passt. Man spürt eine ganz andere Motivation als bei Bewerbern, die nur zufällig am Messestand gelandet sind oder denen einfach jemand eine Stellenanzeige hingelegt und gesagt hat: „Versuch es doch mal hier.“
Ich habe meine Ziele jetzt vor Augen. Was kann ich noch tun, um mich auf den Messebesuch vorzubereiten?
Wieder hilft es, Zeit in die Vorbereitung zu stecken, damit man vor Ort keine Zeit vergeudet. Welche Unternehmen sind dort, mit wem möchte ich unbedingt sprechen? Außerdem sollte man sich Gedanken machen, wie man auf der Messe auftritt: Gestik, Lächeln und Körperhaltung sind unheimlich wichtig. Das Gespräch beginnt bereits, wenn ich auf den Stand zugehe. Will ich in dieser Situation zeigen, dass ich selbstbewusst bin? Will ich offen und freundlich wirken? Viele Besucher vergessen, dass sie schon in diesem Moment wahrgenommen werden.
Aktiv ein Standgespräch starten: Das kann einen als Besucher ganz schön nervös machen...
Klar, aber das kann man in den Griff bekommen. Das Gute ist: Ich kann selbst entscheiden, wann ich auf den Stand zugehe. Wenn ich gerade zu nervös bin und mich unwohl fühle, setze ich mich am besten kurz hin, trinke etwas, lese vielleicht Sportnachrichten – tue das, was mich beruhigt. Wenn die Nervosität mitten im Gespräch zuschlägt und ich mich verhaspele, würde ich offen damit umgehen: „Entschuldigen Sie, ich bin etwas aufgeregt.“ Nervosität zeigt ja nur, wie wichtig das Gespräch ist. Und es demonstriert Stärke, offen zu dieser Schwäche zu stehen.
Arbeitgeber treffen auf einer Karriere so viele junge Menschen. Wie kann man kann da einen bleibenden Eindruck hinterlassen?
Ich selbst trage bei 90 Prozent meiner Vorträge Hosenträger. Das mag ein banales Beispiel sein, aber es macht mich ein Stück weit einzigartig. Auch vor dem Absolventenkongress oder vor Bewerbungsgesprächen würde ich überlegen, wie ich mich von Anderen unterscheiden kann. Ist es mein Auftreten, mein Outfit, meine Mappe oder eine besondere Verabschiedung? Ich würde mir immer ein Merkmal überlegen, durch das Personaler später noch wissen, wer ich bin.
Hast du zum Abschluss noch einen ultimativen Messetipp für alle Besucher?
Ich persönlich stelle mich immer gerne für einen Moment an den Rand des Geschehens und schaue zu. Durch die Beobachtung von anderen Bewerbern kann ich überlegen, wie ich selbst auftreten möchte und mich unterscheiden kann. Außerdem kann ich aus der Ferne Verhaltensmuster der Personaler ansehen: Wie begrüßen sie Bewerber, wie führen sie das Gespräch, wann lachen sie? Es hilft, ein bisschen Detektiv zu spielen – und dieses Wissen dann für den eigenen Auftritt zu nutzen.