Versicherungen: Digitalisierung verändert die Branche
Die Versicherungswirtschaft hält laut Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) „auch 2017 ihren Wachstumskurs“. Die Branche rechnet mit einem Beitragsplus von mindestens einem Prozent. Während die Einnahmen in der Lebensversicherung 2017 noch leicht um ein halbes Prozent zurückgehen dürften, legen sie in der Schaden- und Unfallversicherung voraussichtlich um 2,1 Prozent zu.
„Die deutschen Versicherer stehen für Stabilität in Zeiten des Umbruchs“, sagte GDV-Präsident Alexander Erdland. Im Geschäftsjahr 2016 blieben die Beitragseinnahmen der rund 450 GDV-Mitgliedsunternehmen insgesamt stabil: Sie legten um 0,2 Prozent auf gut 194 Milliarden Euro zu. Das Ergebnis lag damit im Rahmen der Erwartungen.
Abbild einer Branche im Wandel
Während die Lebensversicherer 2016 ein Beitragsminus von 2,2 Prozent verbuchten, wuchsen die Einnahmen in der Schaden- und Unfallversicherung auf etwas über 66 Milliarden Euro sogar stärker als im Vorjahr. Die Unternehmen der Privaten Krankenversicherung nahmen gut 37 Milliarden Euro ein (plus 1,1 Prozent). „Die Geschäftsentwicklung kann sich sehen lassen“, sagte Erdland. „Sie ist Abbild einer Branche im Wandel. Trotz des herausfordernden Umfelds haben die Unternehmen im Vergleich zum Vorjahr über alle Sparten Beitragsstabilität erreicht.“
Die Einnahmen in der Lebensversicherung aus laufenden Beiträgen fielen um 0,5 Prozent auf 64,3 Milliarden Euro. Bei den Einmalbeiträgen setzte sich die Konsolidierung fort: Sie verringerten sich auf 26,3 Milliarden Euro. Immer mehr Kunden entscheiden sich laut Verband inzwischen für abgewandelte Garantieprodukte. Auf sie entfielen im Neugeschäft bereits 46 Prozent. Der Gesamtbestand der Verträge bei Lebensversicherungen, Pensionskassen und Pensionsfonds ging zwar leicht zurück – es gibt aber immer noch rund 90 Millionen Verträge in diesem Bereich.
Vor allem die Bereiche Kraftfahrt- und Sachversicherung entwickelten sich für die Versicherer erfreulich. In der Kfz-Versicherung nahm das Beitragsvolumen um 2,5 Prozent auf knapp 26 Milliarden Euro zu. Die Sachversicherung kam auf Einnahmen von 18,7 Milliarden Euro (plus 3,7 Prozent).
Auch bei den Versicherungsunternehmen herrscht heute Fachkräftemangel. Zum Teil fehlt es in der Lebens-, Sach- und Krankenversicherung an Spezialisten. Nachwuchskräfte werden etwa für Risikomanagement, Rechnungslegung oder Controlling gesucht. Experten erwarten für die Zukunft einen möglichen Engpass bei Aktuaren, (Versicherungs-)Mathematikern, IT- oder Risiko-Spezialisten.
Erst- und Rückversicherer als Arbeitgeber
Versicherungen lassen sich in zwei Sparten einteilen: Erst- und Rückversicherer. Rückversicherer übernehmen einen Teil der Risiken, die Erstversicherer im direkten Kundenkontakt eingegangen sind. Das geschieht, weil für den Erstversicherer die volle Übernahme der Risiken finanziell nicht tragbar ist oder ein Schwankungsausgleich im Schadensverlauf erzielt werden soll. Die klassische Trennlinie zwischen Erst- und Rückversicherungsgeschäft weicht durch zunehmende Verflechtung innerhalb der Branche immer mehr auf. Die Rückversicherer suchen häufig auch Wirtschaftsmathematiker und Wirtschaftsingenieure.