Das waren die härtesten Praktika der Welt
In der Stellenausschreibung war von Tigerblut die Rede, das durch die Adern des Praktikanten fließen muss. Nicht gerade eine übliche Anforderung. Aber es handelte sich ja auch nicht um irgendeinen Praktikantenjob. Gesucht war ein Social Media-Praktikant für Skandal-Schauspieler Charlie Sheen. Bei dem Tempo, mit dem der Star Schlagzeilen produziert, sicher kein Kuschel-Praktikum.
Bei der Investmentbank totgeschuftet
Soweit bekannt, überstand der Praktikant von Charlie Sheen seine Zeit ohne körperliche Schäden. Das sieht bei vermeintlich herkömmlichen Praktika manchmal anders aus. Zum Beispiel bei einer Investmentbank. Zwar können Praktikanten hier mehrere tausend Euro verdienen , dafür müssen sie aber auch rund um die Uhr schuften - und zwar wortwörtlich. Traurige Berühmtheit erlangte der 21-jährige Moritz Erhardt, Student der Otto Beisheim School in Vallendar. Er arbeitete laut Kollegen acht Tage am Stück, um seinen Chef bei Merrill Lynch in London zu beeindrucken. Offenbar zu viel, denn anschließend fand man ihn tot in seiner Pension.
So dramatisch geht es zum Glück nicht immer zu. Allerdings berichten auch hierzulande Praktikanten bei Investmentbanken von zehn oder mehr Tagen Arbeit am Stück. 14 bis 18 Stunden, inklusive Wochenende sind keine Seltenheit. Wer vor 22 Uhr Feierabend macht, bekommt schon einmal zu hören, dass er wohl einen halben Tag frei mache.
Irgendwas mit Medien – ohne Gehalt
Auch wer eine Karriere in den Medien anpeilt, muss sich auf harte Praktika einstellen. Kaum eine andere Branche steht im Ruf, ihre Praktikanten so hart ran zu nehmen und zugleich so schlecht zu bezahlen. Unbezahlte Praktika sind keine Ausnahmen. In Deutschland gilt das vor allem für Fernsehsender und Produktionsfirmen. In den USA stehen auch Verlage am Pranger. So verklagte eine ehemalige Praktikantin den Hearst Verlag, für den sie in der Redaktion der Modezeitschrift Harper's Bazaar geschuftet hatte. Ihr Arbeits-Pensum: 55 Stunden pro Woche ohne einen Penny Gehalt. Dafür übernahm sie die Aufgaben einer normalen Angestellten – unter anderem arbeitete sie neue Praktikanten ein.
Praktikant auf einer Ölbohrinsel
Ohne Gesundheitsattest und Sicherheitstraining kein Praktikum. Wer auf einer Bohrinsel arbeiten will, der weiß, worauf er sich einlässt. Zwei Wochen knallharte Arbeit am Limit mit bis zu 1.000 Kollegen auf engem Raum. Eine Schicht dauert zwölf Stunden. Dann drei Wochen Urlaub. Körperlich gibt es wohl kaum einen härteren Job als in einer Bohrmannschaft. Allerdings sind auf einer Bohrinsel auch andere Berufe gefragt: Wirtschaftswissenschaftler und Chemieingenieure, Verfahrenstechniker, Maschinenbauingenieure, Elektrotechniker und Geologen. Für Studenten sind bei Sommerpraktika pro Monat zwischen 5.000 und 7.000 Dollar drin - je nach Betreiber der Bohrinsel.
Für 1,50 Euro bei NGO
Ganz anders die Konditionen bei diesem Praktikum: Umgerechnet 1,50 Euro Stundenlohn. Dauer sechs Monate. Dieses Angebot für ein Praktikum – vor Einführung des Mindestlohns – bei einem Südamerika-Projekt kam nicht etwa von einem bekannten Ausbeuter-Betrieb. Es stammt von einer Berliner NGO, einer Nichtregierungsorganisation. Der besondere Hohn: Die Gesellschaft setzt sich weltweit für faire Löhne ein. Den eigenen Praktikanten gönnt sie die offenbar nicht. Mario Schenk, wäre eigentlich der perfekte Kandidat für die Stelle gewesen. Student der Lateinamerikanistik, fließend Englisch, Spanisch und Portugiesisch, lebte lange in Südamerika. Sogar für eine NGO hatte er schon gearbeitet. Statt sich ausbeuten zu lassen, schickte er als Zeichen des Protests der NGO allerdings eine Nicht-Bewerbung. Antwort der Gesellschaft: Fehlanzeige.
Twitter-Weltrekord für Charlie Sheen
Für das Praktikum als Social Media Manager von Charlie Sheen gab es 74.040 Bewerbungen. Der Kandidat der Wahl hatte alle Hände voll zu tun. Denn nur 25 Stunden und 17 Minuten nachdem der Sheen einen Twitter-Account eröffnet hatte, wollten bereits eine Million Follower seine Tweets lesen. Das ist als Weltrekord sogar im Guiness Buch der Rekorde festgehalten.
Markus Gerharz, Redaktion