Die Aufstiegsformel der Chefs: So geht's nach oben
Hubertus Graf Douglas ist ein echter Karrieremacher. Als Office Managing Director der Personal- und Talentberatung Korn Ferry besetzt er die Chefsessel bei internationalen Konzernen und deutschen Mittelständlern. Sein Job ist es, zu erkennen welche Kandidaten zum Vorstand und Geschäftsführer taugen- und welche nicht. Die Krönung der Karriere im Top-Management oder "nur" der Verbleib auf der mittleren Ebene, darüber entscheiden fünf Variablen in der Aufstiegsformel der Chefs.
1. Dem Glück auf die Sprünge helfen
Schon Alexander der Große wusste: Strategie und Taktik können noch so ausgebufft sein, wem es am entscheidenden Quäntchen Glück fehlt, der kann keine Schlacht gewinnen. Das gilt noch immer. Glück ist ein Karrierefaktor. Den richtigen Menschen zu treffen, das richtige Projekt zu erobern, im richtigen Moment zu sprechen, die richtige Idee zu haben, entscheidet auch über das Auf oder Ab einer Karriere. Deshalb sollten CEO-Aspiranten immer versuchen, dem eigenen Glück auf die Sprünge zu helfen.
Den richtigen Menschen zu treffen mag aus reinem Zufall passieren. Was du draus machst, liegt allerdings alleine an dir. Triffst du also unverhofft im Lift den Boss, dann sprich ihn an, rede mit ihm und mache Eindruck. Denn die Erfahrung zeigt: Das Glück ist am Ende mit denjenigen, die es mutig ergreifen. Nur Herbeisehnen ist wie Lotto - es trifft zwar mehr als man denkt, aber nie einen selbst.
2. Hinfallen, aufstehen, hinfallen, aufstehen
Auf dem Weg nach oben, scheint nicht unentwegt die Sonne. Gerade in unglücklichen Momenten zeigt sich, wer das Zeug zum Chef hat. Von Widerständen und Misserfolgen lassen sich echte Anführer nicht entmutigen. Sie haben immer ihr Ziel im Blick, lassen nicht nach und treffen konsequente Entscheidungen. Ist etwa der neue Vorgesetzte ungenießbar oder passt die Strategie des Unternehmens nicht mehr zum eigenen Karriereplan, dann gehen sie.
Erfolgreiche Menschen zeichnet aus, dass sie sich ganz einer Sache verschreiben – und bereit sind, ihre komplette Energie darauf zu lenken. Dabei bleiben sie stets im Fahrersitz ihrer Karriere. Sie scheuen sich nicht, Entscheidungen mutig zu treffen, wenn sie erkannt haben, dass es an der Zeit ist, sich zu verändern.
3. Lernagilität – Neues können und auch wollen
Sei offen, von anderen zu lernen. Beobachte was deine Kollegen, Chefs und Mitstreiter besser machen. Du solltest das Bessere aufrichtig anerkennen, auch wenn es bedeutet, dir eigene Fehler einzugestehen.
Dazu brauchst du einen offenen Geist. Du musst die innere Bereitschaft mitbringen, durch Selbstreflexion neue Handlungsoptionen zu entwickeln und zugleich immer offen für Neues zu sein. Diese Agilität im Lernen unterscheidet die Guten von den Besten.
4. Starke Netzwerke, wenige Feinde
Alle guten Ideen, jeder gewonnene Pitch und jedes noch so kraftraubende Projekt nützt nichts, wenn niemand davon Notiz nimmt. Darum knüpfen die meisten Top-Manager bereits in frühen Jahren gezielt Netzwerke. Und zwar in alle Richtungen: auf der gleichen Ebene, nach oben genauso wie nach unten, im Unternehmen und außerhalb. Netzwerke sind und bleiben neben der eigenen Leistung die Fahrstühle in die oberen Etagen. Wer irgendwann einmal im Chefsessel sitzen möchte, muss frühzeitig berufliche Freundschaften aufbauen. Denn Lob von unterschiedlichen Seiten verdeutlicht den oberen Etagen: Hoppla, hier ist ein Kandidat, den wir uns einmal genau ansehen müssen.
Genauso wichtig: Mach dir keine Feinde und steuere die unvermeidlichen Konflikte mit Kollegen und Vorgesetzten so, dass beim Gegenüber keine echten Verletzungen bleiben. Im Moment des größten Triumphes solltest du dann unbedingt eine transparente, engagierte und unpolitische Führungskraft sein.
5. Besonnene Entscheidungsfreude
Chefs sollen führen, also müssen sie auch entscheiden. Klingt banal, tun wir ja schließlich alle stündlich, minütlich, sekündlich: Spaghetti oder Penne? Oben oder Unten? Links oder Rechts? Menschen entscheiden, etwas anderes wird auch von Führungskräften nicht erwartet. Mit dem Unterschied, dass ihre Entscheidungen auf einer deutlich komplexeren Ausgangslage basieren. Gute Chefs zögern nicht, sich Informationen und Rat zu suchen. Damit schaffen sie sich zugleich Verbündete.
Um nicht als Zauderer dazustehen, setzen sie sich selbst einen Zeitrahmen für ihre Entscheidung. Aber sie bleibe auch offen für schnelle Korrekturen. Denn rasches Reagieren auf Veränderungen, Mut und Entscheidungsstärke sind neben den strategischen Fähigkeiten das Rüstzeug der Männer und Frauen in unseren Top-Etagen.
Hubertus Graf Douglas, Gastautor