Vom Berater-Job in den Vorstand: So funktioniert's
Viele Consultants verlassen schon nach ein paar Jahren die Branche. Manche halten den Stress nicht aus, andere kriegen ein Jobangebot von einem Kunden. Um aber im Top-Management eines Unternehmens einzusteigen, musst du nicht nur zu den Besten gehören, sondern dich auch entsprechend vorbereiten. Das heißt, dass manche Consultants sehr lange in der Branche bleiben, bevor sie sie wechseln. Ein paar Jahre Berufserfahrung und schon ein Angebot für einen Job im Top-Management? Das war gestern. Heute zählen vor allem der Bekanntheitsgrad und die eigene Vorbereitung.
Ex-Consultants im Vorstand – warum?
Was macht Berater so attraktiv? Als guter Unternehmensberater bringst du so ziemlich alles mit, was ein Chef braucht. Du bist extrem belastbar und weißt, wie du mit Stress umzugehen hast. Deine Fremdsprachkenntnisse sind fließend – auf Englisch zu verhandeln ist für dich keine Herausforderung. Das analytische Denken fällt dir nicht schwer und du bringst ausgezeichnete Kommunikationsfähigkeiten mit. Die Firma und ihre Prozesse kennst du wahrscheinlich schon, denn viele Consultants landen bei einem ihrer ehemaligen Kunden.
Ein Beispiel aus der Praxis zeigt, dass Consultants, die ins Management übergehen, gut vorbereitet sind. Oliver Bäte, Vorsitzender im Vorstand der Allianz, hat 15 Jahre bei McKinsey gearbeitet, bevor er in den Vorstand der Allianz gewechselt ist. Schon bei der Unternehmensberatung hat er sich auf das Gebiet der Versicherung spezialisiert.
Gefragte Kompetenzen – welche?
Ohne das richtige Know-how geht als Unternehmensberater nichts. Du berätst Firmen bei wichtigen Entscheidungen und unterstützt sie im Management. Dafür brauchst du nicht nur fachliche, sondern auch soziale Kompetenzen. Diese Fähigkeiten braucht ein Unternehmensberater – und ein Top-Manager. Auch Verantwortungshaltung ist wichtig. Consultants müssen seriös mit ihren Kunden umgehen, sie erfolgreich unterstützen und beraten. Sie müssen ihr Geld wert sein.
Diese Kompetenzen sind es, die Unternehmen in ihren Vorstandsmitgliedern sehen wollen. Sie müssen gut mit Kunden und Mitarbeitern können, angesehen sein und respektiert werden. Suchen diese Firmen nach neuen Vorstandsmitgliedern möglichst nicht aus den eigenen Reihen, wird vor allem auf einen guten Bekanntheitsgrad und Marktwert geachtet.
Indra Nooyi ist seit 2006 CEO bei Pepsi. Ihren Marktwert erhöhte sie durch jahrelange Beratung bei der Boston Consulting Group. Nach sechs Jahren stieg sie um – und das direkt als Vizepräsidentin bei Motorola. Dort stieg sie bis zur Senior Vice President auf. Später wechselte sie für den gleichen Posten zu Pepsi, wo sie seit 2006 als CEO angestellt ist.
Abspringen – aber wann?
Willst du einen solchen Top-Exit hinlegen, musst du auf den entsprechenden Moment warten. Die Unternehmen werfen nicht mit Vorstandssitzen um sich. Knüpfe frühzeitig viele Kontakte und nutze das Alumni-Netzwerk ausgiebig. Bis der Bekanntheitsgrad auf einem hohen Niveau ist und die Firmen wissen, dass du einer der besten für den Job bist, kann ein Jahrzehnt vergehen.
Oder sogar zwei: Bettina Orlopp arbeitete fast 20 Jahre als Unternehmensberaterin bei McKinsey, mehr als zehn Jahre davon als Partner. Seit 2014 ist sie im Vorstand der Commerzbank.
Erik Koch, Redaktion