Fallstudie: Performance-Improvement-Projekt – die Aufgabenstellung
Teil 2: Top-Down-Quantifizierung des Leistungssteigerungspotenzials
Du konntest die ersten Gespräche mit Mitarbeitern in der Masbau AG führen und einige Daten für eine erste grobe Quantifizierung der Optimierungspotentiale zusammenstellen. Nun sollst du die erwartete EBITDA-Änderung berechnen und in einer strukturierten Darstellung zusammenfassen.
Komplexitätsreduktion: Eine erste Nachberechnung der Deckungsbeiträge für die Produkte des Unternehmens führte zu dem Ergebnis, dass Produkte mit einem negativen jährlichen Deckungsbeitrag von insgesamt vier Millionen Euro vorhanden sind. Zusätzlich existieren Produkte mit sehr niedrigem Deckungsbeitragsanteil von 2,5 Millionen Euro, deren Einstellung aufgrund der mit ihnen verbundenen Komplexität und aufgrund ihres Alters ebenfalls als vorteilhaft gesehen wird. Der den nicht fortzuführenden Produkten zuzurechnende Umsatz beträgt 30 Millionen Euro. Insgesamt werden durch Komplexitätsreduktion 12,5 Prozent der Produktionskapazitäten frei.
Einkauf: Derzeit beläuft sich das durch Optimierungsmaßnahmen adressierbare Einkaufsvolumen nach Komplexitätsreduktion auf 200 Millionen Euro (etwa 70 Prozent der gesamten Einkaufskosten von 280 Millionen Euro). Davon werden zehn Prozent in Niedriglohnländern beschafft. Ein realistischer Zielwert für den Einkaufsanteil aus Niedriglohnländern liegt für die Masbau AG bei maximal 30 Prozent. Der durchschnittliche Preisvorteil gegenüber den bestehenden Beschaffungsquellen wird auf 20 Prozent geschätzt. Für das verbleibende adressierbare Einkaufsvolumen wurde ein gesamtes Einsparpotenzial von etwa acht Prozent aus Lieferantenkonsolidierung, Neuverhandlung, Standardisierung und optimierter Bedarfssteuerung identifiziert. Über das adressierte Einkaufsvolumen hinausgehend machen Rohmaterialien etwa 40 Millionen Euro im Jahr aus, hier rechnet das Management mit einer Preissteigerung von insgesamt fünf Prozent in den nächsten vier Jahren.
Logistik & Distribution: Die interne Logistik verursacht nach Komplexitätsreduktion jährliche Kosten von 16 Millionen Euro. Der Supply Chain Manager hält es für möglich, die derzeitige durchschnittliche Lkw-Auslastung durch eine verbesserte Planung von 50 auf 80 Prozent zu steigern. Darüber hinaus können zwei Lagerhäuser zusammengelegt werden, womit jährlich drei Millionen Euro EBITDA-wirksam eingespart werden können.
Produktion: Ein umfassendes Effizienzsteigerungsprogramm würde die durchschnittlichen Durchlaufzeiten in drei Jahren um 20 Prozent reduzieren, sonstige Kostenvorteile können derzeit noch nicht bestimmt werden. Eine Reduktion des vorhandenen Maschinenparks ist im Augenblick nicht möglich, da die einzelnen Maschinen technisch alle benötigt werden, selbst wenn sie jeweils nicht voll ausgelastet sind. Eine Verlagerung der Produktion ins Ausland ist technisch nur schwer zu bewältigen und würde das Markenimage des Unternehmens gefährden. Die Personalkosten in der Fertigung belaufen sich derzeit auf 100 Millionen Euro im Jahr. Aufgrund der Altersstruktur der Belegschaft werden in den nächsten drei Jahren etwa 15 Prozent der Mitarbeiter in den Ruhestand übergehen, ansonsten existiert eine Beschäftigungsgarantie über die kommenden fünf Jahre.
Verwaltung & Vertrieb: Die Masbau AG hat bereits vor der Transaktion ein Kostensenkungsprogramm in Verwaltung und Vertrieb durchgeführt. Insofern ist dieser Bereich nach Abstimmung mit Pefco für die erste Diagnose nicht von hoher Priorität. Dieser Kostenblock macht momentan 109 Millionen Euro im Jahr aus.
Umsatz: Das aktuelle Preisniveau kann zukünftig bestenfalls gehalten werden, in den nächsten drei Jahren werden die Preise eher um drei Prozent sinken. Eine gezielte Wachstumsstrategie könnte zu einer Absatzsteigerung von 30 Prozent der verbleibenden Produkte nach Komplexitätsreduktion in den nächsten drei Jahren einbringen, da Masbau-Produkte auf dem internationalen Markt stark nachgefragt werden. Das geplante Wachstum kann mit den bestehenden Ressourcen weitestgehend bewältigt werden, lediglich die Vertriebskosten werden um etwa 20 Millionen Euro im Jahr steigen.
TIPP: Bitte runde (Zwischen-)Ergebnisse auf eine Dezimalstelle und triff vereinfachende Annahmen, wo nötig. Hilfsmittel: Papier und Stift, kein Taschenrechner.
Diese Case Study wurde zur Verfügung gestellt von Bain & Company.